Weiterbildung JVDT 2025

Weiterbildungstag 2025

Lesedauer 6 Minuten

Jäger und Jägerinnen auf der Schulbank?

Es war kein Schultag, es war…

Ja, was war es? Für viele war das eine Thema ‚Die Gams‘ eine Materie die bekannt war, für viele ist die Gams neues Wild im Revier – Wild das wir mal in der Ausbildung kennenlernten, aber dann wieder aus dem Blick verloren haben.

Das Thema ‚ASP‘ (Afrikanische Schweine Pest) kennen wir – zum Glück – nur aus den Medien. Aber eben, alles kann von heute auf morgen ganz anders aussehen.

So gesehen, war es ein Samstag Vormittag unter Freunden die sich der selben Passion verschrieben haben und Verantwortung übernehmen – für Ihren Verein und für die Allgemeinheit.

Die Referenten

Wir hatten das Glück Informationen aus ‚kantonalem erstem Mund‘ zu erhalten. Sowohl die Kantonstierärztin Chantal Ritter wie auch der wissenschaftliche Mitarbeiter und Wildbiologe Mark Struch waren bereit, uns Ihr aktuelles Wissen vorzutragen.

Chantal Ritter – zur afrikanischen Schweinepest

Chantal hat uns in Ihrem Referat auf den neuesten Stand in Sachen ASP gebracht.

Der Grund wieso die ASP bekämpft wird, lässt sich in einfachen Worten zusammenfassen

  • Hohe Tierverluste und grosses Tierleid auf betroffenen Landwirtschaftsbetrieben und in der Wildschweinpopulation
  • Existenzbedrohend für Landwirte mit Schweinen
  • Grosse wirtschaftliche Schäden durch Marktverwerfungen und Exportverbot für Schweizer Schweinefleischprodukte
  • Schweiz ist zur Ausrottung der ASP gesetzlich verpflichtet

Die aktuell beobachteten Fälle rücken stetig näher an unsere Grenzen. Ein grosser Ausbruch der für uns relevant werden kann, sorgt in Italien, genauer gesagt in der Lombardei für Aufsehen.

Map ASP EU 2025 08 13 Jägervereinigung
Karte: ASP in Albanien, im Baltikum, in Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Griechenland, Italien, Kosovo, Kroatien, Moldawien, Montenegro, Nordmazedonien, Polen, Rumänien, Schweden, Serbien, Slowakei, Tschechien, Ukraine und Ungarn, Stand 13.08.2025

Aufgrund der Wanderbewegung der Rotten in Italien, ist zu befürchten, dass sich dieser Seuchenherd weiter in Richtung der Schweizergrenzen bewegt. Die Folgen, insbesondere für die Schweinemastbetriebe wären verheerend. Bei einem regionalen Ausbruch wäre die Keulung des gesamten Bestandes unumgänglich.

Was dies für einen Ausbruch beim Schwarzwild bedeutet, wird einem erst bewusst, wenn man den Satz ‚totales Jagdverbot‘ hört!

Es beinhaltet de-facto ein Verbot auch nur einen Fuss in das Revier zu setzten. Diese Massnahme soll Ruhe in die Schwarzwild Pupulation bringen, man möchte erkrankte Stücke verenden lassen ohne das sie noch gross im Revier herumziehen – die Dauer hierzu ist zum Glück sehr kurz, es vergehen nur etwa zwei Tage von der Ansteckung bis zum Tod der Tiere.

Die erste Phase der Massnahmen dauert etwa 30 Tage, darauf folgt eine Phase die mindestens 2 Jahre dauern wird.

Hier ein Überblick über die Massnahmen:

Masnahmen Jägervereinigung
Technische Weisungen für Mindestmassnahmen zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest bei freilebenden Wildschweinen (Stand 26.08.2019)

Initialsperrgebiet: Nach den ersten Funden provisorisch eingerichtetes grossräumiges Gebiet, dessen Grenze die infizierten Wildschweine aller Wahrscheinlichkeit nach nicht überschritten haben. Bei der Abgrenzung werden die zu erwartenden Wanderungen der Wildschweine ab dem geschätzten Infektionszeitpunkt des ersten aufgefundenen und ASP-viruspositiven Wildschweins einbezogen (indikativer Radius von 10 bis 15 km => 350 -700 km2 oder 35 000–70 000 ha. Ziel ist es, eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, indem einerseits Störungen der Wildschweine vermieden werden und andererseits verhindert wird, dass das Virus über menschliche Aktivitäten in andere Gebiete transportiert wird).

Kerngebiet: – Dieses Gebiet umfasst mindestens alle Fundorte von mit ASP infizierten Wildschweinen plus ein Streifgebiet (indikativer Radius von 3 km => 30 km2 oder 3000 ha).

Puffergebiet: – Dieses Gebiet bildet einen Gürtel entsprechend 2 bis 3 Streifgebiete um das Kerngebiet. Es umfasst die Streifgebiete der Rotten, die möglicherweise mit der Seuche in Kontakt gekommen sind. Kontrollgebiet: Kerngebiet + Puffergebiet: Gebiet, das alle ASP-positiven Fälle sowie die Streifgebiete der Rotten einschliesst, die wahrscheinlich mit der Krankheit in Kontakt gekommen sind. (~12 Streifgebiete) (indikativer Radius von 7 km => 150 km2 oder 15 000 ha).

Beobachtungsgebiet: – Dieses Gebiet bildet einen Gürtel um das Kontrollgebiet; es wird davon ausgegangen, dass in diesem Gebiet kein Virus vorkommt. Es kann die gleichen Ausmasse einnehmen wie das Initialsperrgebiet.

Aktueller Stand der Massnahmen zur Bekämpfung der Seuche beim Schwarzwild

Bis spätestens 2026 zur Armeeübung ‚CONEX 26‘ will der Kanton einsatzbereit sein.
Das Konzept ist erarbeitet, Vereinbarung mit zivilen Partnern sind in Erarbeitung und ein Anhänger zur Beprobung von Wildschweinkadavern ist bestellt.

Neue technische Weisung zum Vorgehen im Wald

Eine neue technische Weisung ist in der Vernehmlassung. Der neue Ansatz sind sog. ‚Containments‘. Dazu wird das Autobahnnetz mit seinen Einzäunungen entlang der Trassen als Begrenzungshilfe gegen die Wanderung potenziell kranker Tiere genutzt.

Innerhalb dieser Zonen soll die Wildschweinsuche mit modernsten technischen Hilfsmitteln (Drohnen) sowie die Kadaversuche mit speziell ausgebildeten Hunden erfolgen. Eine strategische Reduktion der Wildschweinpopulation durch verstärkte Bejagung steht hier im Vordergrund.

Suchgespanne für ASP

Claudia Volonté und Leo in Action

Ein paar weitere Eindrücke

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Mark Struch – zum Gamswild

Mark Struch hat unser Wissen über das Gamswild wieder etwas aufgefrischt.

Da in vielen Revieren der JVDT die Gams neu zugewandert ist, bestand Bedarf an diesem ‚Update‘. Viele Jäger hatten seit der Prüfung keine Gelegenheit diese Tiere zu bejagen und die Unsicherheit im Ansprechen dieses Wildes war gross…

Aus den Alpen in die Wälder des Juras

Wir haben erfahren, dass die Gamspopulation die wir in unseren Revieren zu sehen bekommen, nichts mit dem zu tun hat was wir in unseren Ferien in den Alpen vor die Kamera kriegen.

Auf der einen Seite die Waldgams und auf der anderen die Gratgams in den Alpen.

Rein äusserlich sind keine grossen Unterschiede zu erkennen, was die Gams jedoch frisst ist dennoch unterschiedlich.

Ursprünglich als Mischäser unterwegs, hat sich die Waldgams zu einem rehähnlichen Konzentrationsselektierer entwickelt.

Ansprechen – es führt kein Weg daran vorbei

Das Kernthema des Vortrages befasste sich mit der Frage ‚Bock oder Geiss‘, ‚Führend oder nicht‘ dazu noch die Frage nach dem Alter.

Nebst der unterschiedlichen Form des Gehörns, der Krucken, können auch Form und Ausbildung des Hauptes eine Hilfe beim Ansprechen der Gams liefern. Das Verhalten im Rudel, die Art und Weise wie das Tier nässt, geben weitere Aufschlüssen.

Eine genauere Altersbestimmung ist jedoch nur mit einem guten Spektiv oder eben, erst am erlegten Tier möglich.

Was das Thema ‚Führend oder nicht‘ anbelangt, ist das scharfe Beobachten mit einem guten Spektiv die einzige Möglichkeit ein gewisses Mass an Sicherheit zu erlangen. Hierbei die Gams von hinten zu begutachten und das Gesäuge zu beurteilen braucht Geduld.

Gamsbejagung ist nichts für einen Abend – es braucht Zeit und Geduld…

Die Anwesenden hatten im Anschluss an den Vortrag die Möglichkeit, die von Mark in grosser Anzahl mitgebrachten Gams Präparate, zu begutachten und die Jahrringe zu zählen.

Weitere Informationen zum Gamswild: https://jagdschweiz.ch/assets/Produktgalerie/170213-Gamsbroschuere-de.pdf

Ein paar weitere Eindrücke

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Ein kurzweiliger Vormittag

Es ist gefühlt noch keine Zeit vergangen seit wir den Tag mit Kaffee und Gipfeli begonnen haben. Aber schon sind die beiden Gruppen à 35 Personen in beiden Vorträgen mit neuem und aufgefrischtem alten Wissen versorgt.

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Vor dem Start noch eine Stärkung mit Kaffee und Gipfeli

Wir können uns bei unseren beiden Referenten nur herzlich Bedanken für Ihre Zeit – etwas was bei den Jägern hier ‚enet em Bärg‘ sehr geschätzt wird…

Kein Anlass ohne Aser

Die JVDT hat auch dieses Mal für das leibliche Wohl gesorgt.

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Dem Verfasser hat es geschmeckt!

Abschliessend

Rückblickend kann man sagen, dass die Zeit die der Vorstand der JVDT in die Organisation dieses Anlasses gut investiert war. Das Feedback der Teilnehmenden war durchwegs positiv, so macht die Arbeit Sinn…

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